Der Lehrprobenentwurf
Es macht im Grunde erst Sinn, mit der Ausarbeitung des Unterrichtsentwurfs zu beginnen, wenn der Stundenaufbau inhaltlich steht. Lediglich die Beschreibung der Klassensituation kann man bereits dann aufsetzen, wenn bekannt ist, in welcher Klasse man die Lehrprobe hält. Zum Teil verlangen Seminarlehrer leicht voneinander abweichende Gliederungen des Lehrprobenentwurfs, der Inhalt bleibt aber im Grunde derselbe. Wer gar keine Vorstellung davon hat, wie man so einen Entwurf formulieren könnte bzw. welche Teilaspekte näher ausgeführt werden sollten, für den mag das folgende Buch ganz hilfreich sein: https://amzn.to/2Hp5Apm
Methodenwechsel
Nicht in jeder Stunde bietet sich ein Kugellager an, auch wenn diese Methode bei Referendaren sehr beliebt ist. Wichtig ist immer, dass Methoden zu einem bestimmten Zweck eingesetzt werden und dies im Unterrichtsentwurf auch entsprechend begründet wird. Es gilt sich also zu fragen, warum habe ich genau diese Methode für diese Phase der Erarbeitung gewählt?
Darüber hinaus sollte man sich davor hüten, in der Lehrprobe neue Methoden auszuprobieren. Wer beispielsweise ein Kugellager oder ein szenisches Spiel plant, der sollte das im Vorfeld mit seiner Klasse schon einmal ausprobiert haben. Methoden im Vorfeld einzuüben ist durchaus legitim und zu empfehlen, sofern die gleiche Methode auf einen anderen Inhalt als in der Lehrprobenstunde angewandt wird. Wissen die Schüler nämlich, was zu tun ist, geht nicht unnötig Zeit für lange Erklärungen und Fragen seitens der Schüler verloren.
Zeitmanagement
Nicht wenige Lehrproben fallen eine Notenstufe schlechter aus als sie sollten, weil es dem Referendar nicht gelingt, sich an seinen Zeitplan zu halten. Generell laufen viele Gefahr, die Lehrprobe zu voll zu packen, und müssen sich folglich durch die Stunde hetzen. Fühlt man sich aber erst einmal unter Zeitdruck, gehen meist auch noch andere Dinge schief, weil man in der Hektik beispielsweise vergisst, das Licht im Raum angemessen zu regulieren, oder man geht auf Schülerantworten nicht so ein, wie man es eigentlich möchte.
Daher ein paar kleine Tipps zur Zeitplanung:
- Realistische Ziele setzen
Nur wenn die Stunde realistisch geplant ist, bleibt genügend Zeit für die Dinge, auf die es in der Lehrprobe wie auch in jeder anderen Unterrichtsstunde ankommt: die Sicherung der Ergebnisse und eine angemessene Vertiefung bzw. Transferphase.
- Notiert euch in eurer Unterrichtsskizze nicht nur die Minutenzahl, die ihr für einzelne Phasen benötigt, sondern konkrete Uhrzeiten. In der Prüfungslehrprobe hat man nämlich weder Kopf noch Zeit, herumzurechnen.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung:
8.00 Einstieg
8.04 Hinführung/Überleitung zum Thema
8.05
- Spielt die Lehrprobe am Tag davor mehrfach in Echtzeit durch. Am besten bleibt ihr dazu nachmittags an der Schule und spielt die Lehrprobe im Klassenzimmer durch. So prägen sich Abläufe ein: Wann mache ich das Licht aus, wann wieder an. Wann schiebe ich die Tafel hoch, wann runter, um die Wand für die Projektionsfläche des Beamers nutzen zu können, etc.
Manche spielen die Lehrprobenstunde mit Seminarkollegen durch, weil sie dadurch ein besseres Gespür dafür bekommen, wo es noch Unstimmigkeiten geben könnte oder wo „Überleitungen“ zwischen einzelnen Phasen noch nicht ganz fließend sind. Wer sich dabei aber eher gehemmt fühlt, der sollte die Stunde lieber für sich alleine proben. Man sollte sich aber durchaus Gedanken machen, welche Schülerantworten kommen könnten und wie man jeweils darauf reagieren würde. In jedem Fall ist es wichtig, mehrere Durchgänge in Echtzeit zu proben und dabei auch wirklich laut zu sprechen, selbst wenn man alleine im Raum ist und sich anfangs dabei ganz schön bescheuert vorkommt 🙂
- Zeitlich flexible Phasen einplanen
Jede Unterrichtsphase auf die Minute genau zu takten ist nahezu unmöglich. Es ist deshalb wichtig, mindestens ein oder zwei Phasen einzuplanen, in denen man verloren Zeit aufholen kann. Selten wird man eine Phase weiter ausdehnen müssen. Generell bieten sich dazu immer Gruppenarbeitsphasen an. Deshalb sollte man Zeitangaben möglichst nicht im Vorfeld bereits auf der PowerPoint-Folie stehen haben, sondern felxibel anpassen und dann beispielsweise an die Tafel schreiben. Denn in der Regel wollen Seminarlehrer für die Schüler sichtbare Zeitangaben.
- Ruhe bewahren, wenn die Zeit am Ende knapp wird
Das gelingt dann am besten, wenn man sich natürlich im Vorfeld überlegt hat, wo man im Zweifelsfall Zeit kürzen kann. Was nicht passieren sollte, ist, dass im Lehrprobenskript angekündigte Phasen ganz weggelassen werden. Wer beispielsweise eine offene Diskussion am Ende der Stunde eingeplant hat, der sollte zumindest versuchen, noch zwei bis drei Schüler zu Wort kommen zu lassen. Dann kann einem zumindest nicht unterstellt werden, man hätte ein Lernziel gar nicht erreicht.
Ansonsten gilt wohl bei den meisten Seminarlehrern: Lieber eine Minute überziehen als völlig abrupt die Stunde beenden. Jeder Lehrer weiß, dass man auch im Unterrichtsalltag gelegentlich mal über den Gongschlag hinaus noch ein, zwei Sätze vollendet.
Flexibilität
Egal, was in der Stunde schief läuft, die Prüfer wollen sehen, dass man flexibel reagieren kann und nicht versucht, auf Biegen und Brechen seinen Entwurf durchzuziehen. Das sollte man sich vielleicht im Vorfeld einmal bewusst machen, um dann entsprechend reagieren zu können, sollte denn etwas wider Erwarten verlaufen. Ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung: Prüfungslehrprobe in einer Fremdsprache. Die Stunde enthält eine Hörverstehensübung. Geplant ist, den Text wie üblich zweimal von der CD zu spielen. Nun kann es vorkommen, dass nicht nur der Referendar nervös ist, sondern auch die Schüler und sie deshalb rein gar nichts verstanden haben. Meist kann man das schon am verzweifelten Gesichtsausdruck der Schüler ablesen. Wenn man bei der ersten Frage zum Text merkt, nicht einmal die guten Schüler haben das Wesentliche verstanden, dann sollte man in so einem Moment spontan reagieren, die Schüler vielleicht kurz beruhigen und dann den Text noch einmal spielen, selbst wenn das bedeutet, dass am Ende ein Teil der Stunde gekürzt werden muss. Nicht der eigene Plan darf an erster Stelle stehen, sondern das, was sie die Schüler am Ende von der Stunde mitnehmen. Das werden auch die Prüfer zu honorieren wissen.